Zusammen zu verreisen, bietet sich vor allem im frühen bis mittleren Demenzstadium an. Wichtig ist, dass der Mensch mit Demenz gut mit einem Ortswechsel und den damit verbundenen Abweichungen in der täglichen Routine klarkommt. Gemeinsame Urlaube können sich auf Menschen mit Demenz sehr positiv auswirken, denn sie erfahren, dass sie trotz ihrer Einschränkungen noch imstande sind, neue Orte zu erkunden und schöne Erfahrungen zu sammeln, was das Gefühl der Selbstwirksamkeit und die Lebensfreude stark unterstützen kann. Vergangene Urlaube und persönliche Vorlieben sollten als Orientierung dienen. Ob Campingurlaub oder zum Wandern in die Berge – bedeutsam ist, wo sich der Mensch mit Demenz am ehesten wohlfühlt.
Der Glaube, dass Betroffenen jede Reise Freude bereitet, ist ein Irrglaube, denn eine Veränderung stellt immer auch eine Herausforderung dar. Schreitet die Demenz voran, ist es wichtig, dass die Anfahrt einfach und die Situation überschaubar ist. Menschenmassen und zu große Anlagen schaffen Unruhe – besser sind Urlaubsziele mit übersichtlichen Ferienhäusern und ausreichend Rückzugsraum. Dabei ist es sinnvoller, an einem Ort zu bleiben, anstatt Rundreisen oder Sightseeing-Programme in Anspruch zu nehmen. Landschaften, die zur Ruhe einladen, sind besser geeignet als Städtereisen mit vollem Programm.
Menschen mit Demenz brauchen Routinen, um sich entspannt und sicher zu fühlen. Daher gilt es, gewohnte Tagesabläufe wie Duschen oder Ankleiden auch auf Reisen beizubehalten. Es ist zu empfehlen, bestimmte Kleinigkeiten von zuhause mitzunehmen, um die fremde Umgebung möglichst vertrauensvoll zu gestalten. Die Lieblingstasse, der Deckenbezug oder Familienfotos können dabei als Ankerpunkte dienen. Mitreisende Angehörige sollten bei aufkommenden Problemen möglichst souverän bleiben; zum Beispiel dann, wenn neue Aktivitäten dem Menschen mit Demenz mehr Stress bereiten als erwartet. Selbst bei notwendiger vorzeitiger Abreise zählt: Sie haben es gemeinsam probiert und diese (neue) Erfahrung kann nun bei künftigen Entscheidungen berücksichtigt werden.
Mittlerweile gibt es einige Angebote, die speziell auf Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen zugeschnitten sind. Seriöse Anbieter zeichnen sich dadurch aus, dass sie über Fach- und Erfahrungswissen verfügen, vorab über Erstattungsmöglichkeiten aufklären und im Vorgespräch die konkrete Krankheitsgeschichte besprechen. Die Kosten solcher Angebote werden zum Teil von den Pflegekassen gedeckt. So können pflegende Angehörige die so genannte Verhinderungspflege beantragen, um während der Ferien auch Zeit für sich selbst zu haben.
Um sich dem Projekt „Urlaub“ anzunähern, könnte zuerst ein Tagesausflug gemacht werden. Dieser ist in der Regel günstiger, weniger aufwändig und es bedarf keiner auswärtigen Übernachtung. Um positive Erinnerungen wieder aufleben zu lassen, eignen sich auch hier Ausflüge in die persönliche Geschichte des Menschen mit Demenz, zum Beispiel in frühere Wohn- oder Urlaubsorte.
Die Erinnerung an vergangene, tolle Ereignisse wieder aufzufrischen, ist für demente Menschen äußerst hilfreich. Denn sich an Örtlichkeiten, Personen und Erfahrungen zu erinnern, stärkt nicht nur das Gedächtnis; es macht auch eine bewusste Auseinandersetzung mit der eigenen Biografie möglich. Reisen in die eigene Vergangenheit können das Sicherheitsgefühl und das Selbstvertrauen stärken, wodurch das Identitätsbewusstsein gefördert wird. Besuchen Sie zum Beispiel ein Museum, das sich mit der entsprechenden Stadt/Gemeinde aus der Kindheit befasst. Neben alten Ansichten von Straßen und Grünflächen werden vielleicht Geschichten, alte Gebrauchsgegenstände und Persönlichkeiten vorgestellt, die im Zusammenhang mit der Region stehen. So werden alte Sinneseindrücke aktiv und der Mensch mit Demenz darf sich daran erfreuen und es (wieder) genießen.
Quellen:
- https://www.alzheimer-forschung.de/demenz/pflege/finanzielle-hilfen/urlaubszeit/
- https://demenzwiki.com/alltag/reisen/
- https://demenz-portal.at/aktuelles/ausflug-in-die-vergangenheit/