„Machen Sie sowas wie Ergotherapie?“

Diese Frage stellte mir kürzlich der Ehemann eines weiblichen Tagesgastes am Telefon. Die Dame war allein und aus eigener Motivation zu uns in die Beratung gekommen. Sie erzählte von ihrer Alzheimer-Diagnose und dass sie gerne soziale Kontakte zu anderen Betroffenen hätte. Seitdem besucht sie dienstags unser Gruppenangebot, dazu macht sie sich aus der Nachbarschaft jede Woche pünktlich zu Fuß auf den Weg ins StattHaus.

Normalerweise beraten wir die Angehörigen der betroffenen Person und lernen diese erst kennen, wenn sie zum Schnuppern in unsere Tagesgruppe kommt. Die stundenweise Tagesbetreuung dient in erster Linie dem Anregen und Aufrechterhalten von sozialen Kontakten in einem Rahmen, der von Professionalität und Normalität geprägt ist. Professionalität in Form einer qualifizierten Begleitung durch Fachkräfte und mithilfe geschulter freiwilliger Helferinnen und Helfer. Normalität in Form einer Atmosphäre entsteht, und mit Aktivitäten ohne Leistungs- und Ergebnisdruck.

Die Frage des Ehemannes kam überraschend, gleichzeitig war sie bemerkenswert, denn ohne dass wir einen offiziell so betitelten therapeutischen Ansatz verfolgen, hat das Betreuungsangebot in den kleinen Gruppen einen „therapeutischen“ Effekt. Therapie bezeichnet nach Wikipedia „alle Maßnahmen, die darauf abzielen, Behinderungen, Krankheiten und Verletzungen oder seelische Traumata positiv zu beeinflussen.“ Durch die körperlichen und geistig anregenden Aktivitäten in Verbindung mit der sozialen Interaktion mit anderen Betroffenen werden die Gäste in ihren vorhandenen Ressourcen und Kompetenzen gestärkt, stabilisiert und mobilisiert. Auch psychisch wirkt sich gerade das Miteinander meist sehr positiv aus.

Dies gehört auch zu den Zielen einer Ergotherapie, die von Ärzten verordnet werden kann. Sie kann die Demenz nicht heilen, jedoch dazu beitragen, vorhandene Fähigkeiten länger zu erhalten und die Selbstständigkeit im Alltag zu fördern. Vorrangig geht es hier um zahlreiche Tätigkeiten des täglichen Lebens wie sich anziehen und waschen, essen, aber genauso um Gedächtnistraining sowie Bewegungsübungen. Gerade Gedächtnis- und Bewegungsübungen stehen bei uns im StattHaus immer auf dem „Programm“, ebenso Musik, Spaziergänge und gemeinsames Mittagessen.

Schauen Sie also, welche Anregungen und Aktivitäten es in Ihrem Umfeld gibt, denn je nachdem kann es sinnvoll und zielführend sein, verschiedene Möglichkeiten – Ergotherapie, Physiotherapie, Gruppenangebote und Ähnliches – zu nutzen, um die Lebensqualität und Autonomie möglichst lange aufrecht zu erhalten. Bei Interesse melden Sie sich gerne bei uns oder fragen Sie den behandelnden (Fach-)Arzt.

Weiterführende Informationen:

https://mal-alt-werden.de/ergotherapie-bei-demenz-2/

https://neuronup.com/de/aktivitaten-fur-neurorehabilitation/aktivitaten-fur-alzheimer-patienten/10-uebungen-fuer-kognitives-training-fuer-menschen-mit-alzheimer/

https://www.doctors.today/a/nichtmedikamentoese-therapie-der-demenz-mit-ergotherapie-alltagskompetenz-erhalten-2307724

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