Was Sie zur Prävention einer Altersdemenz tun können
Demenzerkrankungen betreffen viele Menschen im höheren Alter. Eine Leipziger Langzeitstudie, die 1.265 Senioren ab 75 Jahren im häuslichen Umfeld untersuchte, kam zu dem Ergebnis, dass fünf Prozent der 75-79-Jährigen und sogar die Hälfte der über 90-Jährigen an einer Form der Demenz leiden. Auch wenn die Alzheimererkrankung als die häufigste Demenzform gilt, leiden die meisten Kranken im hohen Alter an Mischformen, für die nicht nur die alzheimertypischen Veränderungen, sondern auch gefäßbedingte Veränderungen im Gehirn verantwortlich sind. Eine Demenz kann jeden treffen. Die Gründe sind vielfältig. Während Demenzerkrankungen früher allein als Alterserkrankungen angesehen wurden, betrachtet man heute verstärkt den gesamten Lebenslauf von Betroffenen. Bekannt ist inzwischen nämlich, dass Demenzerkrankungen einen jahrzehntelangen Vorlauf haben.
Heilbar sind Demenzerkrankungen zum jetzigen Zeitpunkt nicht. Das hat zur Folge, dass sich Experten besonders mit dem Erhalt kognitiver Leistungen und der Prävention von Demenzen auseinandersetzen. Wir wissen heute, dass es eine ganze Reihe von Risiko- und Schutzfaktoren gibt, die wir beeinflussen können. Die meisten Informationen zu diesen Faktoren stammen aus Studien, bei denen sehr viele Studienteilnehmer über sehr lange Zeit beobachtet wurden – sogenannten Kohortenstudien. Die gute Nachricht: Jeder kann etwas tun, um seine geistige Fitness zu stärken. Dabei sollte Demenzprävention frühzeitig beginnen. Was können Sie tun? Lesen Sie auch hierzu den Vortrag („Geistig fit ins Alter: Was Sie zur Demenzprävention beitragen können“) unserer Preisträgerin Prof. Dr. med. Steffi G. Riedel-Heller (PDF-Dokument, 3.3 MB)
Viel Bewegung, ein aktives Sozialleben und geistige Herausforderungen in Job und Freizeit: Ein gesunder Lebensstil kann das Risiko senken, später an einer Demenz zu erkranken. Was können Sie tun, um auch im Alter geistig fit zu bleiben?
1. Werden Sie körperlich aktiv: Jeder Schritt lohnt sich!
Menschen, die regelmäßig Sport treiben und sich regelmäßig bewegen, haben größere Chancen, ihre kognitive Leistung zu erhalten als diejenigen, die dies nicht tun. Das besagen nicht nur einzelne Studien, sondern zahlreiche sogenannte Metaanalysen, die die Ergebnisse von vielen einzelnen Studien zusammenfassen. Bewegung schützt vor dem Verlust kognitiver Funktionen und Menschen, die sich bewegen, haben ein geringeres Risiko, später an einer Demenz zu erkranken.
Generell geht man davon aus: Je mehr Bewegung, desto besser. Letztlich ist jedoch die Frage noch nicht abschließend beantwortet, welche körperlichen Aktivitäten in welcher Intensität und in welcher Dauer bzw. Häufigkeit in besonderer Weise schützend wirken. Es gibt Hinweise, dass körperliche Anstrengungen, z. B. Fahrradfahren, Wandern oder Gärtnern, bereits ab einem Mal pro Woche eine Wirkung entfalten.
Sogar klein anzufangen lohnt sich also, denn es gibt ebenfalls Hinweise, dass Menschen mit nur geringfügiger körperlicher Betätigung im Vergleich zu solchen ohne jedwede körperliche Betätigung ein geringeres Demenzrisiko aufweisen. Jeder Schritt lohnt sich!
Unser Tipp: Nutzen Sie einen Schrittzähler! Vielleicht verfügt auch Ihr Smartphone über eine solche Funktion. Studien zeigen, dass allein das Tragen eines Schrittzählers motiviert, sich mehr zu bewegen.
2. Integrieren Sie sich sozial!
Menschen sind soziale Wesen. Soziale Aktivitäten tragen dazu bei, geistig fit zu bleiben und das Demenzrisiko zu senken. Eine Metaanalyse vieler großer Kohortenstudien zeigt dies eindrücklich: Geringe Ausmaße sozialer Teilhabe, wenige Sozialkontakte und Einsamkeit erhöhen das Risiko einer späteren Demenz. Ein größeres soziales Netzwerk hingegen scheint einen positiven Beitrag zum Erhalt des kognitiven Funktionsniveaus bei Älteren zu leisten. Auch bedeutsam ist die Qualität der Beziehungen.
Gerade ältere Menschen müssen oft Veränderungen und Verluste hinnehmen – dazu zählen u. a. der Gang in die Rente oder der Tod von nahen Angehörigen oder Freunden. Intensive soziale Kontakte und der Kampf gegen die Einsamkeit haben in dieser Lebensphase einen hohen Stellenwert.
3. Erhöhen Sie Ihre kognitive Reserve!
Durch Bildung, mentale Anforderungen bei der Arbeit, aber auch durch geistig fordernde Freizeitaktivitäten wird eine sogenannte „kognitive Reserve“ aufgebaut. Diese kann man sich wie einen Puffer vorstellen, der vor geistigem Abbau schützt. Sollten Abbauprozesse einsetzen, sind Menschen mit einer hohen kognitiven Reserve zunächst weniger stark und schnell betroffen. Weil sie über größere Reserven verfügen, können sie ihre geistige Leistungsfähigkeit aufrechterhalten.
Die andere Seite dieser Medaille: Geringere Bildung ist mit einem erhöhten Risiko verbunden, an einer Demenz zu erkranken. Pro zusätzlichem Bildungsjahr geht man von einem um sieben Prozent reduzierten Demenzrisiko aus. Eine deutsche Studie zeigte, dass ein Bildungsweg von mindestens zehn Jahren oder Abschlüsse an Fachschulen, Hochschulen und Berufsakademien das Demenzrisiko senken. Doch auch im fortgeschrittenen Alter schützt Bildung vor Demenz: Wer lebenslang lernt, erhält länger seine kognitive Leistung.
Der Beruf füllt für viele Menschen einen großen Teil ihrer Lebenszeit. Herausforderungen am Arbeitsplatz können sich positiv auf die geistige Fitness im Alter auswirken und gegen Demenz schützen. Dieses Phänomen wurde bisher unterschätzt und gerät erst seit Kurzem ins Blickfeld der Forschung. Von Vorteil sind Arbeitsplätze, die durch Komplexität, Abwechslung und Selbstbestimmtheit geprägt sind. Diese Erkenntnisse sollten auch in die zukünftige Gestaltung unserer Arbeitswelten eingehen.
Doch dem Demenzrisiko lässt sich auch in der Freizeit entgegenwirken. Eine aktive Teilnahme an geistig fordernden Freizeitaktivitäten in der Lebensmitte, aber auch im höheren Alter, kann einem erhöhten Risiko für Alzheimer-Erkrankung und Demenz bei Älteren vorbeugen. Das bezeugen mehrere Studien. Zu den geistig fordernden Freizeitaktivitäten zählen das Lesen von Zeitungen oder Büchern, das Spielen (z. B. Schach oder Kartenspiele, Kreuzworträtsel, Theaterbesuche oder künstlerische Tätigkeiten).
Diese Effekte legen nahe, kognitives Training z. B. als Gruppenangebot oder als computergestütztes Training gesamtgesellschaftlich stärker in den Blick zu nehmen. Einheitlich ist die Forschungslage hierzu jedoch nicht. Holländische Forscher haben in einer Literaturübersicht gezeigt, dass sich bestimmte Bereiche wie z. B. Gedächtnis, logisches Denken, Aufmerksamkeit oder Prozessgeschwindigkeit durch solche Trainings verbessern lassen. Wir gehen davon aus, dass gerade die Möglichkeiten computerbasierter Programme, welche ein spielerisches und motivierendes Training kognitiver Funktionen ermöglichen, in Zukunft stärker ausgelotet werden.
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1. Werden Sie körperlich aktiv: Jeder Schritt lohnt sich!
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3. Erhöhen Sie Ihre kognitive Reserve!
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Einige körperliche Erkrankungen wie Diabetes, Fettleibigkeit oder Depressionen können ein Risiko für kognitive Leistungseinschränkungen und Demenz sein.
1. Bluthochdruck
Bluthochdruck ist mit einem Risiko von kognitiven Störungen und Demenzerkrankungen im höheren Alter verbunden, insbesondere wenn dieser schon in der Lebensmitte auftritt. Das gilt für vaskuläre Demenzen, aber auch für Alzheimer-Demenzen. Ein erhöhter Blutdruck sollte also konsequent behandelt werden, weil so das Risiko einer Demenz gesenkt werden kann.
2. Diabetes
Auch das Vorliegen einer Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), insbesondere des Diabetes Typ 2 (Alterszuckerkrankheit), ist eine Risikokonstellation für die Entwicklung einer Demenz. Eine deutsche Studie brachte einen interessanten Befund zutage: Nicht die Diagnose eines Diabetes Typ 2 an sich erhöht das Risiko, vielmehr haben Menschen ein höheres Demenzrisiko, wenn ihr Blutzucker ungenügend eingestellt ist. Dies unterstreicht die Notwendigkeit einer konsequenten Behandlung durch Lebensstiländerung und ggf. medikamentöser Blutzuckereinstellung.
3. Adipositas
Adipositas oder Fettleibigkeit im mittleren Lebensalter ist klar mit einem erhöhten Demenzrisiko im höheren Lebensalter verbunden. Im mittleren Alter getroffene Maßnahmen gegen erhöhtes Körpergewicht können demnach auch das Risiko einer Demenz minimieren. Wenn Sie genau wissen wollen, ob Sie als normalgewichtig, übergewichtig oder fettleibig gelten, können Sie hier Ihren Body-Mass-Index (BMI) bestimmen. Krankhaftes Übergewicht ist eine chronische Erkrankung, die viele Ursachen haben kann. Suchen Sie sich ärztliche Hilfe – gegebenenfalls in Spezialambulanzen.
4. Hörbeeinträchtigungen
Erste Ergebnisse weisen auch auf einen Zusammenhang zwischen Hörbeeinträchtigungen und einer späteren Demenzentwicklung hin. Weil die genauen Mechanismen noch nicht geklärt sind, wissen wir nicht, ob die Nutzung von Hörhilfen den Beginn demenzieller Erkrankungen wirklich verzögern kann. Dennoch sollten Sie Hörbeeinträchtigungen ärztlich abklären lassen und ggf. eine Versorgung mit Hilfsmitteln (z. B. Hörgeräten) in Anspruch nehmen.
5. Depression
Der Zusammenhang zwischen Depression und Demenz hat viele Facetten. Doch kristallisiert sich zunehmend heraus: Depressionen im früheren Erwachsenenalter erhöhen das Risiko für eine Demenz im höheren Alter. Tritt die Depression erst im hohen Alter auf, ist dies weniger klar. So wird zum Beispiel auch davon ausgegangen, dass die Depression ebenso ein sogenanntes Prodrom, also ein Vorläufer der Demenzerkrankung sein kann.
6. Vorsicht bei Medikamenten mit anticholinerger Wirkung
Vorsicht ist bei Medikamenten mit anticholinerger Wirkung geboten. Medikamente mit anticholinerger Wirkung werden z. B. in der Neurologie, Psychiatrie oder in der Inneren Medizin eingesetzt und von 13 Prozent der älteren Menschen in Deutschland eingenommen. Der Nutzen dieser Wirkstoffe ist unbestritten, es handelt sich um wichtige und wirksame Medikamente. Trotzdem gibt es beim Einsatz im Alter erste Hinweise auf die Erhöhung des Demenzrisikos.
Aus diesem Grund haben anticholinerge Substanzen Eingang in eine Liste von Medikamenten (PDF-Dokument) gefunden, die für ältere Menschen möglicherweise problematisch sind. Generell kann gesagt werden, dass älteren Menschen anticholinerge Medikamente äußerst zurückhaltend verabreicht werden sollten. Wägen Sie es gut mit Ihrem Arzt ab und suchen Sie gegebenenfalls nach alternativen Medikamenten.
Quellenverzeichnis
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Eine Aufgabe für die ganze Gesellschaft
„Prognosen sind schwierig, vor allem wenn sie die Zukunft betreffen.“ Es ist nicht klar, von wem dieses Zitat ursprünglich stammt. Klar ist nur: Die Zukunft interessiert uns brennend. Aus Sicht der Bevölkerungsgesundheit ist beispielsweise interessant, welche Folgen eine Reduzierung der bekannten und beeinflussbaren Risikofaktoren für Demenz haben könnte. Diverse Hochrechnungen haben sich bereits mit dieser Fragestellung beschäftigt. Eine Prognose: Bei einer 10 bis 50-prozentigen Reduktion von sieben Risikofaktoren würde ein merklicher Anteil der Demenzfälle verhindert werden.
Welche Mechanismen spielen bei der Prävention eine Rolle?
Natürlich will man wissen, wie Prävention genau funktioniert: Warum stärkt zum Beispiel Sport und Bewegung unsere geistige Fitness? Hier wird viel geforscht. Für die einzelnen beeinflussbaren Risikofaktoren werden verschiedene Mechanismen diskutiert, die in folgender Abbildung vereinfacht zusammengefasst sind.
Prävention in der Gesellschaft: Brauchen wir eine Brain Health Agenda?
Menschen sind soziale Wesen und eingebettet in soziale Kontexte, in Familien, in Organisationen (z. B. Schulen, Betriebe), in Nachbarschaften, Gemeinden und ganze Gesellschaften. Welchen Stellenwert sollte Demenz-Prävention in diesen Gruppen einnehmen? Nehmen wir das Beispiel Sport und Bewegungsförderung: Ja, der Einzelne kann etwas tun – er schafft sich zum Beispiel einen Schrittzähler an und setzt sich ein Schrittziel. Es fällt leichter, wenn Freunde motivieren oder begleiten.
Aber auch das Umfeld spielt eine Rolle: Wurden in der Schule Grundlagen für ein bewegteres Leben gelegt? Gibt es Sportvereine und Angebote für Senioren? Gibt es genügend Radwege, die ein Umsteigen vom Auto aufs Rad erleichtern? Gibt es Fußwege und Parks zum Walken oder Spazieren? An diesem Beispiel wird schnell klar, dass Demenzprävention nicht nur eine Frage des persönlichen Lebensstils, sondern auch eine Aufgabe für die ganze Gesellschaft ist.
Sozio-ökologische Modelle betrachten den Einzelnen im Spannungsfeld seiner direkten und entfernten Umwelt. Sozio-ökologische Präventionsmodelle berücksichtigen also sowohl das Verhalten des Individuums als auch die Einwirkungen seiner Lebensverhältnisse. Diese Modelle verweisen eindrucksvoll darauf, dass gelungene Prävention immer eine Kombination aus Verhaltens- und Verhältnisprävention ist. Sie geben uns eine Idee, wie eine demenzpräventive Umwelt gestaltet werden kann. Leider stehen wir mit diesen Überlegungen erst noch am Anfang.
Quellenverzeichnis
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