Änderung des Lebensstils kann Demenzrisiko senken: Neue Erkenntnisse der AgeWell-Intervention

Gastbeitrag von Felix Wittmann (Promotionsstipendiat 2024)

Die AgeWell-Studie unter der Leitung des Instituts für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP) der Universität Leipzig liefert bedeutende neue Erkenntnisse zur Reduzierung des Demenzrisikos bei älteren Menschen. Über einen Zeitraum von zwei Jahren wurden mehr als 1.000 Personen im Alter von 60 bis 77 Jahren an fünf Standorten in Deutschland begleitet. Die Studie adressierte gezielt Menschen mit erhöhtem Risiko für Demenz, darunter Personen mit Diabetes, Bluthochdruck und Adipositas. Ziel der Studie war es, durch eine Multikomponenten-Intervention – bestehend aus Ernährungsoptimierung, gesteigerter körperlicher Aktivität sowie sozialer und geistiger Stimulation – die kognitive Fähigkeit der Probanden und Probandinnen zu verbessern und damit das Demenzrisiko zu senken.

Trotz der Herausforderungen durch die COVID-19-Pandemie konnten signifikante Verbesserungen bei den Risikofaktoren erzielt werden. Besonders bemerkenswert ist, dass die Intervention zu einer Verbesserung des sogenannten LIBRA-Scores führte, einem Index, der verschiedene demenzrelevante Risikofaktoren zusammenfasst. Diese positiven Effekte sind vor allem durch eine optimierte Ernährung und einen verbesserten Blutdruck zu erklären. Darüber hinaus konnten bei Frauen eine Reduktion depressiver Symptome beobachtet und vor allem gegen Ende der Studie das subjektiv wahrgenommene Gesundheitsgefühl gesteigert werden.

Die AgeWell-Studie zeigt vielversprechend, dass solche Multikomponenten-Lebensstilinterventionen auch in Deutschland effektiv umgesetzt werden können, insbesondere bei Menschen mit hohem Risiko. Die gewonnenen Erkenntnisse zur Reduktion des Demenzrisikos sind ermutigend. Prof. Dr. Steffi G. Riedel-Heller, die Direktorin des ISAP, betont jedoch auch, dass längere Beobachtungszeiträume notwendig sind, um das volle Potenzial dieser Lebensstilveränderungen vollständig zu erfassen. Dennoch liefert die Studie erfolgsversprechende Hinweise darauf, dass selbst im höheren Alter gezielte Lebensstiländerungen innerhalb von zwei Jahren zu einer signifikanten Verringerung von Demenzrisikofaktoren führen können.

Diese Ergebnisse unterstreichen nicht nur die Bedeutung präventiver Maßnahmen im Alter, sondern auch das Potenzial von Interventionen, die langfristig zur Verringerung der Demenzinzidenz beitragen könnten. Die AgeWell-Intervention stellt damit einen wichtigen Meilenstein in der deutschen Präventionsforschung dar.

Zusammenfassend lassen sich zwei wichtige Schlüsselergebnisse festhalten:

  • AgeWell, als pragmatische Lebensstilintervention, konnte das Demenzrisiko für eine Gruppe von Personen zwischen 60 und 77 Jahren mit erhöhtem Risiko reduzieren.
  • Die Effekte sind hauptsächlich auf eine Veränderung der Ernährung und des Blutdrucks zurückzuführen.

Die Studie kann im Detail unter https://doi.org/10.1002/alz.14097 nachgelesen werden.

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